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Xavers Kurzgeschichten – frisch, frech, fröhlich!

Xaver hat Langeweile

Xaver sitzt alleine im Wohnzimmer seines Baumhauses auf einem gemütlichen Sofa und langweilt sich. Draußen gießt es in Strömen, es ist nass und kalt. Eigentlich mag Xaver solche Regentage, denn manchmal kann es wirklich gemütlich sein, sich in eine warme Decke zu kuscheln, eine Tasse Kakao zu schlürfen und dem lauten Regen zuzuhören, der aufs Dach des Baumhauses prasselt. Doch heute hat Xaver schon vier Tassen Kakao geschlürft und jetzt hat er keine Lust mehr, dem Regen zuzuhören. Er hat alle seine Bücher angeschaut, sieben Bilder gemalt, fünf verschiedene Papierflieger gebastelt und Oma Wuschel einen Brief nach Holland geschickt. Jetzt weiß er nicht mehr, was er noch tun könnte. Seine drei Freunde, mit denen er normalerweise jede freie Minute verbringt, haben ausgerechnet heute keine Zeit für ihn. Sibelius liest gerade ein so spannendes Buch, das er unmöglich beiseite legen kann. Gustav ist auf einer Familienfeier und Silvi hat Schlagzeug-Unterricht. Frau Maushuber könnte er besuchen. Aber Xaver kann seine Gummistiefel nirgends finden und ohne seine Gummistiefel mag er jetzt wirklich nicht in den Regen hinaus.

Zum Glück ist er trotzdem nicht einsam, er hat ja zwei Haustiere. Kennst du die? Einen Frosch namens „Häuptling Roter Patschen“ (Xaver hat ihn nach einem Indianer-Häuptling benannt) und einen kleinen Holzwurm namens Egon. 

 

Langsam schlurft Xaver in seinen Hausschuhen zum Teich im Wintergarten, wo Häuptling Roter Patschen auf einem Stein sitzt. QUAK

„Na, Häuptling? Fühlst du dich einsam heute? Egon lässt sich auch nicht blicken, ich habe es schon bemerkt. Aber schau, wir sind gar nicht alleine. Wir haben doch reichlich Gesellschaft hier. Darf ich vorstellen: da ist Sigrid Seegras, hier zu deiner Linken, Berta Blatt, und dort drüben ist Felicitas, die Fliege. Die wär doch vielleicht ein Leckerbissen für dich?“ 

Xaver gibt einfach allen Pflanzen und Gegenständen vor seiner Nase einen Namen. 

„Hallo Hanna Handtuch, ich hoffe, du hast heute keine Migräne bei dem Wetter?“ Und so plaudert er den restlichen Tag mit Zilli Zahnbürste, Sven Socke, Thorben Tisch, Kiki Kakaotasse, Gerti Gabel und Ludwig Löffel. 

Dann lässt er Wasser in Bianca die Badewanne ein. Häuptling Roter Patschen nimmt er mit. 

„Jetzt, Susi Seife, kommst du dran. Hinein mit dir!” PFLATSCH. Fast die halbe Tube Seife landet in der Wanne. 

Dann klettert Xaver hinein und lässt sich mit einem KLATSCH ins Wasser fallen, dass es nach allen Seiten spritzt.
„Oh, was ist denn da im Wasser?”, fragt er sich. Schnell greift er zu Tami, der Taucherbrille und schaut unter die Schaumschicht. Häuptling Roter Patschen schwimmt gerade vorbei. Er will wieder hinaus, denn so viel Schaum mag er nicht, da muss er Seifenblasen husten. 

Und da liegen sie. Die Gummistiefel! 

„Gudrun und Gerd Gummistiefel, was macht ihr denn in der Badewanne? So eine Freude euch zu sehen,” ruft Xaver glücklich. „Dann kann ich ja vielleicht doch noch Frau Maushuber besuchen.” 

Er leert das Wasser aus den Stiefeln, da schwimmt auch noch ein kleines Stück Holz heraus. Und aus einem klitzekleinen Loch im Holz schaut – na ratet mal – Egon Holzwurm.

“Oh Egon, hier bist du! Hast du dir ein Floß gebaut?! Eine super Idee. Gleich morgen will ich mit Gustav, Silvi und Sibelius auch ein Floß bauen und es am Bach im Wald schwimmen lassen. Es ist aber ein bisschen gefährlich hier im Wasser, du hast ja keine Schwimmhilfe an. Ts ts ts. Gut, dass du mich hast, Egon. Ich rette dich”, sagt Xaver und setzt Egon und sein Holzfloß vorsichtig auf den Rand der Wanne. Er spielt so lange im Wasser, bis seine Haut ganz schrumpelig ist, dann schnappt er sich Hanna Handtuch, trocknet sich ab, putzt mit Zilli Zahnbürste seine Zähne bis sie blitzen, krabbelt in sein Bett namens Burgi und kuschelt sich in Dieter Decke.

„Puh, so viele Namen kann ich mir ja gar nicht merken… Gut, dass meine echten Freunde morgen wieder Zeit für mich haben. Uaaaaa!“, gähnt er und ist im nächsten Moment eingeschlafen. 

Autorin: Magdalena Kubelka