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Xavers Kurzgeschichten – frisch, frech, fröhlich!

Das Saure-Gürkchen-Eis

„Oh, was für ein herrlicher Tag! Ich will die Sonnenstrahlen auf der Haut spüren!“, ruft Xaver entzückt, als er aus dem Fenster sieht. Es ist der erste warme Frühlingstag im Finsterwald, wo Xavers Baumhausvilla auf einer schönen Lichtung steht.

Er läuft in sein Schlafzimmer, wirft etliche Hosen, T-Shirts und Pullis aus dem Schrank, bis er eine kurze Hose findet. Er schlüpft hinein und bemerkt: „Sie sitzt schon etwas knapp, aber das macht nichts. Wenn ich den Bauch einziehe, geht der Knopf noch zu. So. 

Puh, geschafft.“ 

Fröhlich marschiert er hinaus auf seine Terrasse und legt sich in einen Liegestuhl. In dem Moment springt sein Hosenknopf mit einem leisen PLING gegen das Geländer der Terrasse. 

“Huch! Naja, auch gut, jetzt habe ich mehr Freiheit und der Knopf auch”, seufzt Xaver zufrieden. Der Stoff des Liegestuhls ist noch ziemlich kalt, aber die Gänsehaut, die sich auf seinem Körper ausbreitet, ignoriert er einfach. Wenn Xaver sagt, dass es warm ist, dann ist es auch warm. 

„Jetzt bräuchte ich noch ein Eis, dann wäre alles perfekt. Wo ist denn der Eiswagen, kommt der heute gar nicht vorbei?“, fragt sich Xaver, der wie immer laut spricht, auch wenn er alleine ist.

„Hier im Wald fährt doch nie der Eiswagen vorbei,“ ruft ihm sein Freund Gustav zu, der gerade die Strickleiter hinaufgeklettert kommt. 

„Hallo Gustl! Schön, dass du da bist. Hm, woher bekommen wir dann ein Eis, wenn der Eiswagen nicht kommt? Das wäre schon sehr passend bei dem Sonnenschein, was meinst du?“ 

Xaver legt den Kopf in den Nacken und denkt angestrengt nach. 

Gustav kann ihm da nur zustimmen, gegen ein Eis würde er niemals Einwände haben. 

„Weißt du, ich habe einen Onkel in Italien,“ beginnt Xaver zu erzählen, „der hat einen Eiswagen und fährt damit durch die Gegend, um sein Eis zu verkaufen. Er hat wirklich sehr exquisite Eissorten, die man sonst kaum wo findet. Zum Beispiel Saure-Gürkchen-Eis.“ 

Gustl verzieht das Gesicht und sagt: “Saure-Gürkchen-Eis? Wer isst denn sowas?“

„Ich weiß es nicht, aber ich kann ihn das nächste Mal fragen, wenn es dir wichtig ist”, antwortet Xaver mit wichtigtuerische Miene. „Er wollte Eis verkaufen, das man den ganzen Tag über essen kann. Also nicht nur zur Nachspeise, verstehst du? Deshalb gibt es morgens Cornflakes- oder Butterbrot-Eis. Für die Jause am Vormittag ein Apfel-Eis. Zu Mittag kann man Spaghetti-Eis oder Hühnchen-Reis-Eis haben, für den Nachmittag gibt es dann herkömmliche Sorten wie Vanille und Schoko und am Abend kann man dann noch Speckbrot-Eis mit Saure-Gürkchen-Eis und Spiegelei haben oder aber auch Griesbrei-Eis. Das mag ich am liebsten“, schwärmt Xaver. 

Gustl sieht ihn mit großen Augen an. Xavers Verwandtschaft ist wirklich etwas besonderes, das hat er im Laufe ihrer Freundschaft schon des Öfteren bemerkt.
„Na dann machen wir uns eben Saure-Gürkchen-Eis!“, ruft Gustl. Er holt zwei saure Gürkchen aus Xavers Kühlschrank, steckt sie auf einen Zahnstocher und legt sie ins Tiefkühlfach. Jetzt heißt es nur noch warten… 

 

Autorin: Magdalena Kubelka