XAVERS KURZGESCHICHTEN – frisch, frech, fröhlich!
Xaver kann nicht einschlafen
Es ist schon dunkel im Finsterwald. Die Sterne blitzen am schwarzen Nachthimmel, ein leichter Wind lässt die Blätter rascheln, ansonsten ist es ganz still, denn auch die Tiere im Wald schlafen schon.
Ganz still? Naja, nur im Wald. Nicht auf der Lichtung des Waldes. Denn dort steht auf einer großen alten Eiche Xavers hell erleuchtete Baumhausvilla. Man hört Musik, Lachen und Gepolter. Was ist denn da heute los?
Ah, Xaver hat seine Freunde zu einer Pyjamaparty eingeladen.
Am Tisch in der Küche stehen leere Kakaotassen, eine Spur aus Kekskrümeln führt zu den tobenden Kindern im Wohnzimmer. Gerade holt Silvi aus und wirft ihr Kissen auf Gustav, der gekonnt in Deckung geht und sogleich zurückfeuert. Es gibt eine wilde Kissenschlacht. Am Ende liegen alle am Boden verstreut und halten sich ihre Bäuche vor Lachen.
„Puh, das war lustig. Und anstrengend”, seufzt Sibelius.
„Wir könnten uns auf unsere Matten kuscheln und uns noch ein paar Geschichten erzählen”, schlägt Silvi vor. Die anderen stimmen ihr zu.
„Den Pyjama haben wir ja praktischerweise schon an, aber wir müssen noch Zähneputzen!”, erinnert Xaver seine Freunde. Also geht es ab ins Badezimmer. Während es schon aus Xavers, Silvis und Sibelius Mund schäumt, kramt Gustav immer noch in seinem Rucksack herum.
„Oh, Mist! Ich hab meine Zahnbürste vergessen!”, ruft er verärgert.
„Ach, das ist ja überhaupt kein Problem”, beruhigt ihn Xaver, „für solche Fälle habe ich eine Ersatzzahnbürste. Sie ist noch von meinem Ur-Ur-Urgroßvater Xaverius II. Und sag jetzt nicht, da sind Bakterien dran. Nachdem die Bürste hundert Jahre niemand benutzt hat, sind die Bakterien letztes Jahr umgezogen.”
Glücklich streckt er sie Gustav entgegen. Der nimmt sie unsicher und murmelt: „Ich glaube, ich putze mir morgen einfach zweimal die Zähne.”
Er findet die uralte Zahnbürste nicht ganz so toll wie Xaver.
Bald liegen Sibelius, Silvi und Gustav auf ihren Matten in den Schlafsäcken und Xaver in seinem Bett. Schon während der ersten Geschichte, die Silvi erzählt, hört man Sibelius leise schnarchen. Als sie fertig ist, möchte Xaver eine Gute-Nacht-Geschichte zum Besten geben. „Und jetzt erzähle ich euch die langweiligste Geschichte der Welt, damit ihr schnell einschlaft”, sagt er und erzählt sogleich ausführlich von einer Schnecke, die ein Salatblatt frisst. Es dauert nicht lange und alle schlafen tief und fest. Nur Xaver nicht. Er sitzt hellwach in seinem Kissenhaufen.
„Hm. Ich kann nicht einschlafen. Vielleicht sollte ich noch etwas trinken.” Er steht auf, geht ins Bad, trinkt aus seinem Zahnputzbecher und legt sich wieder ins Bett.
„Jetzt wäre es aber noch klug, auch noch schnell aufs Klo zu gehen. Nicht, dass in der Nacht etwas daneben geht, das wär mir ja peinlich.” Schnell springt er wieder aus dem Bett, geht aufs Klo und legt sich wieder hin.
„So. Augen zu. SCHLAAAAFEEEEN, Xaver”, sagt er zu sich selbst. Aber es klappt nicht. Er wälzt sich hin und her. „Vielleicht kann ich mir von meinen Freunden etwas abschauen?
Hm, mal sehen. Silvi kuschelt mit ihrem Kuscheltiger. Ich borge mir mal ein Kuscheltier aus, ich glaube Gustl braucht seines nicht.” Er beugt sich aus dem Bett und tastet im Dunkeln nach einem Stofftier.
„Oh! Was hab ich mir da geangelt? So schön weich”, er kuschelt sein Gesicht in den feinen Stoff, dann stutzt er. „Äääh, das ist ja Gustls Stinkesocke!”, ruft er entsetzt und wirft sie schnell zurück auf den Boden.
„Es heißt doch immer, Schäfchen zählen hilft. Na gut. Bauer Gurke hat 1 Schaf, 2 Schafe, 3 Schafe, 4 Schafe, 5 Schafe, 1 Kamel und 1 Schwein. Fertig. Und ich bin immer noch wach.”
Schön langsam ärgert sich Xaver, dass das alles nicht funktioniert. Plötzlich erschrickt er.
„Huch! Ich hab es fast vergessen: unter meinem Bett wohnt doch Grumpelknots das Monster! Jetzt kann ich sowieso nicht mehr einschlafen.” Zitternd liegt er in seinem Bett, die Decke bis an die Nasenspitze gezogen. „Ich mache besser ein Abendgebet: Lieber Gott, bitte halte mir Grumpelknots vom Leib, damit ich jetzt schön ruhig bleib. Dann schlafe ich schnell ein, das wäre fein. Ach ja und danke für den schönen Tag und dass ich so liebe Freunde hab!” Fest kneift er die Augen zusammen, aber der Schlaf will immer noch nicht kommen.
“La-le-lu,
nur der Xaver der schaut zu,
wie seine Freunde friedlich schlafen – wie die Schiffe im Hafen.
La – le – lu –
vor dem Bettchen liegen Stinkesocken,
natürlich auch ein paar Staubflocken,
drum schlaf auch du – ähm ich!”
Auch ein Schlaflied bringt Xaver nicht zum Schlafen.
„Also früher, da hab ich mich einfach immer zu Oma Wuschel ins Bett gekuschelt, wenn ich nicht schlafen konnte”, erinnert sich Xaver und das bringt ihn auf eine Idee.
Er nimmt seine Decke und quetscht sich zwischen Silvi und Gustav auf den Boden. Kaum hat sein Kopf den Boden berührt, ist er auch schon eingeschlafen.
Autorin: Magdalena Kubelka