Xavers Kurzgeschichten – frisch, frech, fröhlich!
Xaver bekommt Post
Xaver Wuschelkovsky ist ein kleiner, fröhlicher Kerl mit Wuschelkopf, der in einem riesengroßen, tollen Baumhaus im Finsterwald lebt.
Dieses Baumhaus hat er von seinem Ur-Ur-Ur-Großvater Xaverius Wuschelkovsky II geerbt. Es war einige Jahre verschollen, aber jetzt hat Xaver es gefunden und lebt mit seinen zwei Haustieren, einem Frosch und einem Holzwurm darin. Immer wieder entdeckt er Hinterlassenschaften seines Ur-Ur-Ur-Großvaters. So wie auch heute.
Xaver ist gerade mit seiner Gartenschere unterwegs, denn am Waldboden, unter seinem Baumhaus, wachsen jede Menge Himbeeren. Xaver liebt Himbeeren, aber mittlerweile wuchern die Sträucher zu sehr.
„So ihr lieben Himbeersträucher. Augen zu und durch! Knips-knaps! Wenn ihr so weiter wachst, zerkratze ich mir ja Arme und Beine, wenn ich die Strickleiter meines Baumhauses hinaufklettern will. Oder ihr verschließt die Öffnung meiner Loopingrutsche. Dann kann ich weder rauf noch runter. Nein, nein”, spricht Xaver, als er plötzlich eine Entdeckung macht. „Oh! Was ist denn das? Eine große Blechbüchse an meinem Baumstamm?“
Schön langsam dämmert ihm, was das ist: „Ein Briefkasten! Den habe ich bisher nicht vermisst. Schade eigentlich. Denn das bedeutet, dass mir noch niemand einen Brief geschrieben hat. Das muss sich jetzt aber ändern.“
Er lässt alles stehen und liegen, klettert die Strickleiter hinauf, geht über die Terrasse in seine Küche, wo er Papier und Stift findet und macht sich gleich an die Arbeit.
„Wenn mir niemand einen Brief schreibt, bekommen die anderen womöglich auch keine Briefe. Die müssen ja alle schrecklich traurig sein! Zum Glück hatte Ur-Ur-Ur-Großvater noch ein Telefonbuch. Da stehen ein paar Adressen drin.“
Oje. Das Telefonbuch ist 100 Jahre alt. Ob da noch jemand einen Antwortbrief schickt?
Tatsächlich! Wenige Tage später findet Xaver einen Haufen Briefe in seinem neu freigelegten Briefkasten. Er freut sich riesig und als er am nächsten Tag den Briefträger trifft, bedankt er sich überschwänglich bei ihm.
„Danke für die vielen Briefe! Ich freue mich ja so, dass ich endlich Post bekomme“, ruft Xaver von seiner Terrasse. Der Briefträger sieht schuldbewusst zu ihm hoch und sagt: „Ähm ja, es tut mir leid… Diese Briefe hätte ich dir schon längst zustellen sollen, aber ich bin noch neu und da ich keinen Briefkasten und keine Klingel fand, habe ich sie immer wieder mitgenommen.“
Xaver staunt. „Also sind das vielleicht gar keine Antworten von sechsundsechzig hundertjährigen Ur-Ur-Opas, denen ich gestern einen Brief geschrieben habe?“
Er freut sich gleich noch mehr und beschließt, sofort ALLEN zu antworten. Dem netten Supermarkt im Dorf, der so schöne Bilder seiner Lebensmittel geschickt hat, dem Schuhgeschäft, dem Metzger, dem Lieferservice für Pizza und noch vielen mehr…
Autorin: Magdalena Kubelka